Ich hatte versprochen, über die großartigen Überraschungen nach dem anstrengenden Beginn zu schreiben.Kurz nach dem Geldsegen mit Western Union bekam ich die erste Nachricht von meinem Betreuer an der Schule. Leider hat sich niemand auf mein Zimmergesuch gemeldet, aber ich erhielt die Adresse seines Freundes, der ab nächste Woche ein Zimmer frei hätte. Da hab ich mich natürlich sofort gemeldet und nachgefragt. Kurz darauf ging’s ganz flott hin und her, auf Englisch, Spanisch und sogar Russisch, denn Alejandro kommt wahrscheinlich aus der Ukraine. Die WG ist 300 m entfernt von meinem Hotel, so dass ich Montag den Koffer nur über den Fußweg ziehen muss. Bis Ende März werde ich mir mit zwei Bolivianerinnen eine Wohnung teilen, während Alejandro verreist. Das bedeutet, dass ich Spanisch sprechen MUSS! Wie gut, denn schöneren Unterricht könnte ich mir nicht wünschen. Man lernt nebenbei beim Kochen und den normalen Alltagsdingen.
Voller Energie, weil sich mein Wohnungsproblem so schnell geklärt hatte, hab ich mich ins Stadtgetümmel gestürzt. Nun konnte ich erstmals entspannt bummeln, gönnte mir einen Eiskaffee und habe danach einen großen Platz hinter der Kirche entdeckt, auf dem viele Künstler etwas vorführten. Nebenan eine Ausstellung mit Handpuppen von Künstlern. Schließlich begegnete ich am Abend noch einer Demonstration für Frieden in Venezuela und auf dem Platz hinterm Hotel studierten wohl an die hundert Jugendliche im Dunkeln einen Tanz ein. Wahrscheinlich für den bevorstehenden Karneval.
Als wäre das nicht genug, schaffte ich es sogar noch, mir eine neue Simkarte für mein Handy zu kaufen. Bei einem netten Gespräch mit der ganz jungen Verkäuferin (sie sah aus wie 16 und war es vielleicht auch) hat sie gleich alle Einstellungen an meinem Gerät vorgenommen. Das hätte ich auf Spanisch beim besten Willen nicht hinbekommen. Solche Aufgaben finde ich auf Deutsch schon schrecklich.
Ein halber Tag und drei Wünsche erfüllt: WG- Zimmer, mobiles Internet und endlich wieder Bargeld!