Zurück in Deutschland. Was tun? Ankommen nach so langer Abwesenheit ist kein Moment, sondern ein Prozess. In fünf Monaten habe ich mir Dinge angewöhnt und abgewöhnt. Fast eine Woche bin ich hier und plötzliche Müdigkeit, Appetitlosigkeit und verlangsamte Reaktionen begleiten mich täglich. Das Nötigste wird erledigt, für alles Andere gebe ich mir Zeit. Herunterfahren und Neustart. Es ist die Einsicht, dass die Reise anstrengend war und mein Arbeitsspeicher die Erlebnisse noch immer verarbeitet.Manches muss ich rückgängig machen, weil es nicht in unsere Kultur passt. Benutztes Toilettenpapier gehört definitiv wieder in die Toilette und nicht daneben. Nein, das Wasser steht nicht im Kühlschrank, das darf ich hier aus der Leitung trinken. Meine PIN zur Geldkarte muss ich neu lernen und die Münzen sind verdächtig fremd. Im Auto muss ich mich anschnallen und bei Rot anhalten. Die Parkordnung im öffentlichen Raum ist festgelegt. Da kann man nicht einfach sein Auto abstellen, wo Platz ist.
Einige Freiheiten genieße ich sehr. Am See darf ich nackt in der Sonne liegen. In der Stadt ist Platz zum Fahrradfahren und die saubere Luft ist einfach herrlich. Nach 21 verschiedenen Schlafstätten lege ich mich jeden Abend in das gleiche Bett. Die Dusche funktioniert immer. Mit warmem Wasser!
Ich sortiere Fotos und Mitbringsel. Ich überlege, wie ich das Extrakt der Reise benennen könnte. Was ist mit mir in der Heimat angekommen?
Dankbarkeit, Demut und Geduld. Letztere erwarte ich auch von euch, liebe Leser. Es wird noch etwas dauern, bis alle Bolivien-Themen durchdacht, formuliert und niedergeschrieben sind.
Koffer geplatzt. Zu viele Geschenke?