Windy Wellington

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Den ersten windstillen Tag in der ansonsten wirklich windigen Hauptstadt Neuseelands nutze ich zum Schreiben. Es ist ein vorzüglicher Fleck gegenüber dem Bootshaus mit Blick auf den Hafen und Te Papa. Letzteres ist nicht mein Vater, sondern das großartige Museum hier. Zweimal war ich drin. Insgesamt über sieben Stunden und habe längst nicht alles gesehen. Naturkunde, Erdbeben, Maori, Einwanderer, Kunst – das sind nur einige der Themen, zu denen man auf ganz eigene Weise Informationen erhält. Vom Mt Victoria habe ich mir einen guten Überblick über die Stadt verschafft, bin. am Strand zurück gewandert und habe mich in die Hafenmeile verliebt. Überall findet man kreative Kunst im öffentlichen Raum, meist auf den zweiten Blick und nie aufdringlich. Oft sind diese Kreationen auch praktisch nutzbar. Ich sitze zum Beispiel gerade in einer gemütlichen Holzkonstruktion. An den ersten Tagen habe ich vor allem sightseeing betrieben. Dann kam mein Schulfreund auf die glänzende Idee, mich mit zur Whiskyverkostung zu nehmen und mir die Universität zu zeigen. Am nächsten Tag durfte ich den ganzen Tag eine Schulklasse an der Karori Normal School begleiten und heute war ich noch im Kindergarten. So habe ich einen ersten Eindruck bekommen, wie man die Sache hier anpackt. Sehr auf guten Umgang miteinander bedacht, sind die Teacher liebevoll, aber bestimmt in ihrem Auftreten. Entsprechend angenehm verhalten sich die Kinder. Die Sprache der Maori hat einen wichtigen Stellenwert. Mehrmals am Tag sang die Klasse Verse in dieser Sprache. Am Tag nach dem fünften Geburtstag wird man eingeschult. So kommen in der ersten Klasse ständig neue Schüler dazu. Der Schultag beginnt 9 Uhr und endet 15 Uhr. Die Integration von Förderschülern ist ganz normal, nur dass der Staat auch die nötigen zusätzlichen Betreuer finanziert. In der fünften Klasse, welche ich besuchte, wurde in Gruppen differenziert unterrichtet. Die Lehrerin, von den Kindern mit ihrem Vornamen angeredet, saß mit einer Gruppe auf dem Teppich und erklärte, während die anderen an Tischen ringsum selbstständig Aufgaben lösten. Später wechselten die Gruppen. Alle Fächer unterrichtet ein Lehrer, es ist angenehm ruhig im Unterricht. Ein tolles Projekt, welches ich nur als Video kannte, durfte ich live miterleben : Roots of Empathie. Es ist normal, dass Eltern in Schule und Kindergarten mitarbeiten. Als mein Gastgeber erfuhr, dass er Dienst im Kindergarten habe, wusste er nicht so recht, wie er das mit seinem Job vereinbaren sollte. Er fragte seinen Chef und bekam frei dafür. Das ist hier wohl selbstverständlich. Wie in Australien ist es weit verbreitet, als Volunteer freiwillige Arbeit zu leisten. Ob im Kindergarten, im Naturschutzpark oder der Galerie, es ist den Neuseeländern ein tiefes Bedürfnis. Am meisten beeindruckt hat mich aber die Selbstverständlichkeit des Zusammenlebens so vieler Kulturen. Allein in der Schulklasse mit 28 Schülern waren folgende vertreten: Indien, China, Schweiz, Malaysia, Kanada, Maori. Im Kindergarten arbeitete eine Iranerin und eine Afrikanerin, deren Herkunftsland ich vergessen habe. Die meisten von ihnen sind natürlich Neuseeländische Staatsbürger. Trotzdem ist es ein warmes Gefühl hier Weltbürger friedlich miteinander zu erleben. Sicher liegt es auch in der Geschichte dieses Landes begründet, denn im Grunde sind ja die Maori auch erst eingewandert. So fühlt sich keiner besser als der andere und niemand ausgegrenzt. Ausnahmen gibt es sicher, aber neben den Personen, die ich persönlich getroffen habe, waren Interviews im Museum oft von Dankbarkeit für die Chance, hier ein neues Leben zu beginnen, erfüllt. Diese Entspanntheit im Miteinander bemerkte ich ebenfalls beim Besuch der Uni. Alle Türen standen mir offen und ich konnte bis zum Labor spazieren. Die schöne neue Halle für die Studenten ist jedem frei zugänglich, öffentliche Räume und Plätze werden achtsam genutzt. Um in Schule und Kindergarten zu gelangen, genügte eine einzige Frage am Tag davor. Ich dürfte auch gerne noch mal kommen. Fotos gibt es aber nicht, die Privatsphäre der Kinder wird geschützt. Dafür kann auf der Website geschaut werden. www.kwns.nz Zum Schluss nun noch der Wetterbericht. Meist windig und sonnig, gefühlte 15 bis 20 Grad, Jacke, Tuch und Stirnband sind sinnvoll. Dazu Sonnenbrille, Sonnencreme und Kopfbedeckung wegen des Ozonlochs. In Schule und Kindergarten geht’s ohne Hut nicht ins Freie!

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