Unterwegs im Outback

Mit einem großen Hallo wurden wir von unseren Freunden auf dem Flughafen an der Gold Coast empfangen. Nach drei Jahren hatte ich nun einen Kloß im Hals, als ich endlich meine australien Daughter in die Arme schließen durfte.  Drei Stunden Autofahrt brachten uns nach Tenterfield, einer authentischen Kleinstadt am Rande des Outbacks. Meine Vorstellung von Outback war – zugegeben – etwas unklar. Irgendwie dachte ich an Wildnis, Wüste, gefährliche Tiere und unbefestigte Straßen. Gemeint ist allerdings alles, was außerhalb einer schmalen Küstenlinie liegt. Deutsche Touristen haben wir bisher nicht entdeckt, dafür eine komplett erhaltene Eisenbahnstation von 1856, Häuser im Kolonialstil, die Road Trucks und  urige Pubs mit dazugehörigem Publikum. Wir erklommen den Bald Rock, welcher der größte Granitfelsen Australians ist, sahen Echsen im Wald und bekamen fast Ohrenschmerzen vom Konzert der Zikaden in den Eucalyptusbäumen. Oh, das ist nicht laut gewesen, meinte Siobhan…
Unterwegs nach Armidale, zwei Stunden Fahrt, hielt ich wieder nach Kängurus Ausschau. Es muss doch endlich mal eins in freier Wildbahn auftauchen, zumal die Schilder am Straßenrand vor ihnen warnen! Dann sahen wir sie und nach einem Dutzend mochte ich nicht mehr zählen. Sie lagen immer tot am Straßenrand. So unterhielten wir uns darüber, wer sie wegräumt. Ganz einfach : jemand wirft sie an die Seite und die Natur erledigt den Rest. Aber meine Freundin tröstete mich gleich. In ihrer Stadt könne ich jede Menge sehen, außerdem Wale, ohne aufs Meer hinaus fahren zu müssen. Nun, in einer Woche kann ich dann hoffentlich darüber berichten.
In Armidale angekommen konnten wir wieder einmal die zuvorkommende Art der Australier  genießen.
In der Tourist Information bekamen wir alle Aufmerksamkeit. Woher, Wohin, kostenlose Stadtrundfahrt! So entschieden wir, dass unsere Gastgeber uns am nächsten Morgen zur Rundreise abgeben und ein paar Stunden allein verbringen können. Doch am Abend musste vorerst noch der örtliche Pub getestet werden. Mit Erfolg! English Conversation vom Feinsten. Wir übten uns in der Űbersetzung von Sprichwörtern und Metaphern und ich habe selten so viel gelacht. Wie übersetzt man Dreikäsehoch? Warum basteln sich die Radfahrer Kabelbinder an ihre Helme? Nun, wenn die männlichen Vögel zu viel Testosterone produzieren, weil sie die Weibchen und die Jungvögel beschützen müssen, dann fliegen sie Angriffe auf die Köpfe von Radlern.
Siobhan und Andy sind passionierte Radfahrer und wissen, wovon sie sprechen. Immerhin fuhr meine Freundin dereinst an einem Tag mit dem Rennrad von Dresden nach Berlin, bei 30 Grad.
Englisch lernen ist ganz einfach : Den Anfänger lässt du zwei Bier bestellen. Two scooners. Er wird mit dem leckeren Getränk belohnt, wenn die Aussprache annähernd korrekt war. Dann einfach keine Fehler korrigieren, sondern reden lassen. Wenn die Wörter fehlen, helfen Gesten und eine Zeichnung. Ich sitze mitten im bunten Treiben und notiere mir neue Wörter wie Schätze in mein kleines Vokabelheft. Skurrile Wortfolgen reihen sich aneinander. mischievous, temptation, horseradish, disabled, excavator, stump grinding… Die Themen wechseln ständig und die Aufschrift auf Bierdeckeln belebt das Gespräch. Ich platze fast vor Stolz, weil sich mein Liebster ohne Scheu in die kompliziertesten Unterhaltungen verstrickt und unsere zwei Australier wirklich in seinen Bann zieht.
Während ich die Schwierigkeiten eines Anfängers absolut nachvollziehen kann, weil ich vor fünf Jahren in Amerika Gleiches fühlte, achte ich inzwischen auch auf Unterschiede in der Aussprache. Aus e wird hier oft a, vor allem bei ey. Wir sind uns einig : Australisch ist sächsisches Englisch.
Außer den Vokabeln notiere ich Unterschiede in beiden Kulturen. Da fällt z. B. auf, wie der Verkehr an einer Baustelle umgeleitet wird, mit dem Lollipop Man.
Männer oder Frauen in Warnweste halten Schilder mit der Aufschrift slow oder stop in der Hand. Da das Schild an einem Stab befestigt ist, sieht es von weitem wie ein Riesenlolli aus.
Es gibt private Mädchen – und Jungenschulen.
Verbotsschilder sind meist sehr persönlich formuliert: Mach dieses nicht, Achte auf dies, Bitte nimm deinen Müll mit usw.
Insgesamt fühlen wir uns hier absolut sicher und beschützt. Selbst im Menschentrubel in der Großstadt muss man nicht auf Taschendiebe achten und kann Wertsachen im Auto lassen. Ein Grund dafür könnten die allgegenwärtigen Überwachungskameras sein. Man läuft durchs Museum und wird nicht behelligt, aber in jedem Raum hängt ein Schild „Achtung Kameras“ und dann vergisst man natürlich auch nicht das Eintrittsgeld in die Box zu werfen.
In fast allen Zügen gibt es klappbare Lehnen, sodass man nie rückwärts fahren muss. Die Leute steigen ein und räumen erstmal das Abteil um.
Damit soll mein Eintrag für heute beendet werden.
Jetzt versuche ich, den Lollipop Man und die Eisenbahnklapplehnen zu skizzieren.

 

3 Gedanken zu „Unterwegs im Outback

  1. Vielen Dank für deine anschauliche lesson in Landeskunde. V.a. Die Pub Erlebnisse sind wohl überall im englichsprachigen Gebiet ähnlich. Es fehlt nur noch das Karaokesingen. Und die lollipopmen /-ladies gibt es in London auch, dort jedoch als Schülerlotsen. Ich wünsche dir weiterhin eindrucksvolle Erlebnisse mit den Aussies und uns Lesern tolle Reiseschilderungen. Alles Liebe und herzliche Grüße an Sioban von Veli

  2. Danke für deine Grüße! Heute habe ich endlich wieder Internet auf dem Tablet. Bin erstmalig als Couchsurfer hier in Brisbane und wurde toll empfangen. Oh, ich musste dafür mit einem Unbekannten telefonieren. In English and I was so scared. Aber dazu gibt es nen extra Post.

  3. Danke für deine Grüße! Heute habe ich endlich wieder Internet auf dem Tablet. Bin erstmalig als Couchsurfer hier in Brisbane und wurde toll empfangen. Oh, ich musste dafür mit einem Unbekannten telefonieren. In English and I was so scared. Aber dazu gibt es nen extra Post.

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